DGAP Frühjahrstagung 2020

Wir leben in Zeiten der Unruhe. Wie verortet sich der individuelle Mensch in einem Kollektiv, das von den Krisen unserer Zeit überschattet und bedroht ist: von der Zerstörung unserer Welt durch den Klimawandel, von zunehmender Gewaltrhetorik und Aufrüstung, durch expandierende Gentechnik und schleichenden Einfluss zunehmender Digitalisierung?

Bisherige kollektive Werte und Ideale geraten ins Wanken und befördern wirkmächtige Projektionen von Inhalten, die sich der symbolisierenden Kraft der Psyche weitgehend entziehen. Schattenhafte Gedanken der Kollektivpsyche werden gesellschaftsfähig, bedienen sich der Angst und des Grolls und befördern Gewalt im Individuum und Kollektiv. Sie entfalten eine faszinierende Energie, welche als  unbewusste Hintergrundmusik in unserem Leben mitschwingt und erklingt.

Es geht uns um die Faszination <des Bösen>.

„Wie wesentlich die Auseinandersetzung zwischen dem Bewusstsein und den archetypischen Inhalten ist, darf in gar keiner Weise aus dem Auge verloren werden, sonst haben wir aus den Fehlern Jungs nichts gelernt“.  Verena Kast, Der Schatten in uns, S.71

Anliegen der Tagung ist es, die Faszination – lateinisch: Beschreiung, Behexung –  durch <das Böse> zu reflektieren und sich so der verführerischen Anziehungskraft <des Bösen> anzunähern.

Das Tagungsthema „Die Faszination des Bösen“ beschäftigt sich mit dem Reiz und der Verführung, die von bewussten und unbewussten destruktiven Kräften ausgehen können. Das „Böse“ ist als Gegensatz zum „Guten“ archetypisch in der menschlichen Natur angelegt und wird eher dem unbewussten und ungewünschten, verdrängten Schattenanteil der Seele zugeschrieben. J.W. Goethe drückt es mit den berühmten Worten Fausts aus: „Du bist Dir nur des einen Triebs bewusst, o lerne nie den anderen kennen! Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust, die eine will sich von der anderen trennen.“

Das „Böse“ im Kollektiv erleben wir Menschen der heutigen Zeit durch globale existentielle Bedrohungen, wie z.B. dem Klimawandel und dessen unabsehbare Folgen. Politische Unsicherheit, Terror und Gewalt bewirken kollektive Hilflosigkeit und erzeugen Ängste. Der wachsende Populismus benutzt diese Ängste und führt zur Spaltung der Gesellschaft und Werteverlust.

 

Es erwarten Sie viele spannende Vorträge, Diskussionen, Arbeitsgruppen und parallele Veranstaltungen. Neu in diesem Jahr sind auch zwei Foren: das „Werkstattforum“, mit dem wir Raum für die Darstellung eigener Projekte der jungen Generation schaffen und das “Kinderanalytische Forum” mit dem wir die Faszination des Bösen in den Zusammenhang mit der Kinder- und Jugendlichen Psychotherapie stellen.

Programm und Anmeldung via Webseite der DGAP.

Ort: Hospitalhof Stuttgart